Krankenkassenprämien belasten Schweizer Haushalte massiv
Wegen Corona: Krankenkassenprämien belasten Schweizer Haushalte massiv
Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit: Die Corona-Krise schmälert das Einkommen vieler Schweizer Haushalte deutlich. Die Belastung durch die Krankenkassenprämien wird entsprechend grösser: Im ungünstigsten Fall stiegen die Haushaltsausgaben für die Grundversicherungsprämien auf bis zu 16 Prozent, wie eine Analyse von Comparis zeigt. «Weil wegen Corona viele Haushalte weniger Geld haben, werden die Krankenkassenprämien bei einer durchschnittlichen Erhöhung um 1 Prozent im nächsten Jahr zu einer massiven Mehrbelastung führen», warnt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Zürich, 8. September 2020 – 6,2 Prozent der Haushaltsausgaben entfallen im Schnitt gemäss der Haushaltsbudgeterhebung des Bundes* auf die Krankenversicherungsprämien. Sie sind somit schon unter normalen Bedingungen ein bedeutender Ausgabenposten.
Doch wegen Corona hat die Prämienbelastung für Millionen von Schweizerinnen und Schweizern nochmals deutlich zugenommen. Denn noch sind Hunderttausende Erwerbstätige in Kurzarbeit. Und die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist Corona-bedingt auf über 3 Prozent angestiegen. Bei einer Lohnreduktion von 20 bis 30 Prozent ist die Prämienlast im ungünstigsten Fall auf bis zu 16 Prozent des Bruttoeinkommens angestiegen. Das zeigt eine Analyse des Online-Vergleichsportals Comparis.
Untersucht wurde dabei die Prämienbelastung für Erwachsene ohne Unfalldeckung mit dem am weitesten verbreiteten Hausarztmodell und der Minimalfranchise in Zürich, Bern, Bellinzona und Genf bei einem Median-Bruttolohn** von 6538 Franken pro Monat. Das heisst: Die Hälfte der Erwerbstätigen verdient weniger und die Hälfte mehr.
Prämienlast steigt auf bis zu 16 Prozent des Bruttoeinkommens
Im Schnitt beträgt demnach die Belastung durch die Grundversicherung in den Städten Zürich, Bern und Bellinzona 7 Prozent des Einkommens, in Genf 8 Prozent. Bei Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit stieg sie jeweils um 2 Prozentpunkte; in Zürich, Bern und Bellinzona von 7 auf 9 Prozent, in Genf von 8 auf 10 Prozent.
Zudem ist die Bandbreite zwischen dem jeweils günstigsten und teuersten Anbieter pro Region gross. Die folgende Tabelle zeigt die Jahresprämienkosten 2020. Besonders eklatant ist mit 3775 Franken in Bellinzona und 3661 Franken in Bern der Unterschied zwischen dem teuersten und günstigsten Anbieter pro Region.
Bei Kurzarbeit mit einer Lohneinbusse von 20 Prozent stieg die Einkommensbelastung beim teuersten Anbieter bei den Städten Bellinzona und Bern von 11 auf 14 Prozent. Arbeitslose mit einem Einkommensverlust von 30 Prozent mussten gar plötzlich 16 Prozent ihres Einkommens für Krankenkassenprämien aufwenden.
«Diese Zahlen zeigen, dass selbst bei einer geringen Prämienerhöhung von 1 Prozent auf das kommende Jahr Corona in vielen Haushalten zu einer massiv höheren Prämienbelastung führen wird, weil die Leute weniger Geld haben», so Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. In der aktuellen Lage lohne sich ein Vergleich der Anbieter für das nächste Jahr darum besonders.
Prämien steigen kaum so stark wie Gesundheitsausgaben
Faktisch dürften laut Schneuwly die Gesundheitskosten 2020 um 3,3 Prozent gemäss der von Comparis in Auftrag gegebenen KOF-Prognose der Gesundheitsausgaben*** steigen. Tatsächlich werden die Krankenkassenprämien seines Erachtens mit durchschnittlich 1 Prozent jedoch deutlich weniger steigen. Der Grund: «Die Versicherer werden aufgrund der aktuellen Corona-bedingten Rezession einen Teil ihrer Reserven abbauen und so den Prämienanstieg dämpfen», so der Comparis-Experte. Ende September wird der Bundesrat die Grundversicherungsprämien für das kommende Jahr bekannt geben. «Es werden mehr Haushalte Prämienverbilligungen benötigen, um finanziell über die Runden zu kommen», glaubt Schneuwly.