Die Initiative „Für ein besseres Leben im Alter“
Im Mai 2021 hat der Schweizerische Gewerkschaftsbund eine bedeutende Initiative unter dem Titel „Für ein besseres Leben im Alter“ eingereicht. Kernforderung dieser Initiative ist es, allen Rentnerinnen und Rentnern in der Schweiz einen Anspruch auf eine 13. AHV-Rente zu gewähren. Dieser Vorschlag stieß jedoch auf Widerstand bei Bundesrat und Parlament, die eine Ablehnung der Initiative empfehlen. Als Hauptgrund wird der fehlende finanzielle Spielraum für die Einführung einer zusätzlichen 13. AHV-Altersrente genannt.
Was will die Initiative?
Die Initiative zielt darauf ab, die bestehenden Altersrenten der AHV um eine zusätzliche Monatsrente zu erhöhen. Dies würde bedeuten, dass zu den regulären 12 Monatsrenten jährlich eine 13. Rente hinzukäme. Für Einzelpersonen würde dies eine Erhöhung der maximalen jährlichen Altersrente um 2.450 Franken auf 31.850 Franken bedeuten; für Ehepaare eine Steigerung um 3.675 Franken auf 47.775 Franken. Zudem soll durch die Initiative sichergestellt werden, dass aufgrund der zusätzlichen Rente keine Kürzungen bei den Ergänzungsleistungen vorgenommen werden dürfen.
Finanzielle Auswirkungen der Initiative
Die finanziellen Auswirkungen der Einführung einer 13. AHV-Rente sind beträchtlich. Im ersten Jahr würden die Kosten voraussichtlich etwa 4,1 Milliarden Franken betragen, wobei der Bund rund 800 Millionen Franken zu tragen hätte. In den Folgejahren wird ein schneller Anstieg der Kosten erwartet, die fünf Jahre nach Einführung voraussichtlich rund 5 Milliarden Franken pro Jahr erreichen würden.
Zuverlässigkeit der Finanzperspektiven
Die Initiative lässt die Frage der Finanzierung weitgehend offen. Zwar sind die Leistungen der AHV dank verschiedener Reformen aktuell gut finanziert, jedoch ist nach 2030 mit Defiziten zu rechnen – und das auch ohne die Einführung einer 13. AHV-Rente. Eine zusätzliche Rente würde daher entweder neue Einnahmequellen erfordern oder Kürzungen bei den Leistungen nach sich ziehen.
Demografische Herausforderungen
Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) steht, wie viele Sozialversicherungssysteme weltweit, vor demografischen Herausforderungen. Mit mehr als 2,5 Millionen Pensionierten, die derzeit eine AHV-Rente beziehen, und einer steigenden Lebenserwartung, steigt der Druck auf das System kontinuierlich. Die Initiative „Für ein besseres Leben im Alter“ fügt dieser Diskussion eine weitere Dimension hinzu, indem sie die Frage aufwirft, wie eine angemessene und faire Unterstützung für ältere Menschen finanziert werden kann.
Fragen und Antworten
Die Initiative wirft wichtige Fragen auf, nicht nur bezüglich der Finanzierung und Nachhaltigkeit der AHV, sondern auch hinsichtlich der sozialen Gerechtigkeit und der Qualität des Lebens im Alter. Während die Befürworter eine Verbesserung der Lebensqualität für Rentnerinnen und Rentner anstreben, warnen Kritiker vor den langfristigen finanziellen Folgen für das Sozialversicherungssystem.
Insgesamt spiegelt die Initiative „Für ein besseres Leben im Alter“ die komplexen Herausforderungen wider, mit denen Gesellschaften konfrontiert sind, wenn es darum geht, eine alternde Bevölkerung zu unterstützen, ohne die finanzielle Stabilität der sozialen Sicherungssysteme zu gefährden. Die Diskussion darüber, wie diese Ziele am besten erreicht werden können, ist sowohl in der Schweiz als auch international von zentraler Bedeutung.