Corona-Krise schwächt Geschäft mit Autoreparaturen

München / Zürich (ots) –

Die Corona-Pandemie trifft das Aftersales-Geschäft im Automobilsektor härter als frühere Krisen. Der Umsatz mit Reparaturen, Wartungen und Ersatzteilen sinkt 2020 weltweit um bis zu 15 Prozent. Nicht berücksichtigt dabei ist China. Bis 2025 werden die Geschäfte ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben (Abbildung). So dürften die Autohersteller und ihre angeschlossenen Servicebetriebe Umsatzeinbußen von rund 6,5 bis 8 Prozent verzeichnen und damit stärker unter der Krise leiden als der Gesamtmarkt mit rund 4 bis 6 Prozent. Der Gesamtmarkt umfasst neben Autoherstellern auch Zulieferer, unabhängige Werkstätten sowie Servicebetriebe mit Herstellerverträgen. Das hat die Analyse „Covid-19 in Automotive: Implications on Aftersales and Successful Crisis Management“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company ergeben.

„Im Gegensatz zum Neuwagenverkauf war das Aftersales-Business selbst in schwierigen Zeiten immer stabil und profitabel – und somit stets ein Anker für die gesamte Automobilbranche“, stellt Dr. Eric Zayer, Bain-Partner und Co-Autor der Analyse, fest. „Die Corona-Pandemie wird jedoch wegen der in weiten Teilen noch anhaltenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens auch in diesem Geschäftszweig zu größeren Verwerfungen führen als frühere Krisen.“

Der Lockdown in den einzelnen Ländern wirkt sich unmittelbar auf die bestimmenden Faktoren im Aftersales-Geschäft aus. „Die Hersteller verkaufen kaum noch Neuwagen, die Werkstätten sind zum Teil seit vielen Wochen geschlossen, die Autofahrer legen deutlich weniger Kilometer zurück und die Kaufkraft der Firmen- und Privatkunden ist gesunken“, erklärt Dr. Marcus Hoffmann, Bain-Partner und Co-Autor der Analyse. „Dies alles hat das Geschäft mit Ersatzteilen, Wartungen und Reparaturen nachhaltig erschüttert.“

Reduzierte Fahrleistung stärkster Negativfaktor

Aufgrund von Homeoffice, Ausgangsbeschränkungen und nicht stattfindenden Urlaubsreisen wird sich im laufenden Jahr besonders stark der Rückgang der mit dem Pkw gefahrenen Kilometer auswirken. Servicebedarf und Unfallreparaturen sinken, weniger Verschleißteile werden ausgetauscht. Das reduziert den weltweiten Aftersales-Umsatz allein um rund 8 Prozent. Die Kaufkraftschwäche infolge der Corona-Krise mindert die Zahlungsfähigkeit vieler Autofahrer. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und ökonomischer Unsicherheit werden private Fahrzeugbesitzer, aber auch Flottenmanager Wartungen aufschieben oder nach kostengünstigeren Lösungen suchen. Das hat ein Minus von 4,5 Prozent zur Folge. Im wahrscheinlichsten Szenario wird 2020 zudem der Neuwagenverkauf weltweit um bis zu 29 Prozent einbrechen, was zu einem geringeren Fahrzeugbestand führt. Der Aftersales-Umsatz reduziert sich infolgedessen um weitere 2,5 Prozent.

Gedämpfte Aussichten

Zwar werden die Kunden ihre Fahrzeuge in den kommenden Jahren wieder häufiger nutzen. Doch der Neuwagenverkauf wird vorerst schwach bleiben. „Gerade die geringere Zahl neuer und jüngerer Autos wirkt sich negativ auf das zukünftige Aftersales-Geschäft von Autoherstellern und ihren angeschlossenen Servicebetrieben aus, da sie von diesem Geschäftssegment besonders abhängig sind“, so Branchenkenner Hoffmann. So werden etwa weniger Originalersatzteile der Hersteller vertrieben. „Die markengebundenen Werkstätten verlieren angesichts der Corona-Krise sogar doppelt. Denn die steigende Preissensibilität der Kunden eröffnet Chancen für unabhängige und oft günstigere Anbieter.“

websetcom

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