Anlagepolitik der Nationalbank wird zum Politikum
Zürich (ots) – Der Nationalrat berät in der Sommersession ein Postulat der Wirtschaftskommission mit dem Titel „Nachhaltigkeitsziele für die Schweizerische Nationalbank“. Darin fordert eine Kommissionsmehrheit einen Bericht vom Bundesrat, der unter anderem aufzeigen soll, „welche proaktive Rolle die SNB in der Koordination von Klimamassnahmen im Finanzsektor“ einnehmen kann. Für den Zürcher Finanzprofessor Marc Chesney ist klar: „Die Nationalbank sollte nachhaltig anlegen.“ Die Schweiz habe sich mit der Ratifikation des Pariser Klimaabkommens schliesslich dazu verpflichtet, die Finanzflüsse entsprechend anzupassen. „Dieser Grundsatz gilt auch fürs Anlageportfolio der Nationalbank, das sich nach den Klimazielen, also einer Erwärmung um maximal 1,5 bis 2 Grad, zu richten hat“, sagt er in der neusten Ausgabe der „Handelszeitung“.
Die Nationalbank dagegen verteidigt ihre Anlagepolitik: Man orientiere sich mit dem passiven Ansatz für Aktien an der Realität der Finanzmärkte und der Wirtschaftsstruktur. „Die Anlagepolitik der SNB hemmt einen Strukturwandel somit nicht, sondern ein solcher Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft reflektiert sich mit dem gewählten Ansatz automatisch in ihrem Portfolio.“ Es sei nicht Teil des Auftrags der SNB, Struktur- oder Sektorenpolitik zu betreiben und damit wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen Wandel zu befördern oder zu behindern. Dies zu tun, liege im Verantwortungsbereich der Politik.