12 Franken Eintritt: Zermatt erwägt Gebühr für Tagesgäste zur Eindämmung des Massentourismus
Im beliebten Tourismusort Zermatt im Wallis wird derzeit eine kontroverse Maßnahme diskutiert: Eine Eintrittsgebühr von 12 Franken für Tagesgäste. Diese Idee, die laut einem Bericht von Radio SRF am Montag bekannt wurde, zielt darauf ab, den steigenden Massentourismus zu kontrollieren und die Zufriedenheit der Einheimischen zu verbessern.
Der geplante Betrag von 12 Franken entspricht der Kurtaxe, die normalerweise für einen dreitägigen Aufenthalt in Zermatt anfällt. Anders als diese jedoch, soll die Gebühr speziell auf Tagesbesucher abzielen – also auf jene, die Zermatt besuchen, ohne dort zu übernachten und somit keine direkten Einnahmen in den Hotels und Ferienwohnungen hinterlassen. Die Einnahmen aus dieser Gebühr würden in den Nachhaltigkeitsfonds der Gemeinde fließen, um die touristische Infrastruktur und Umwelt zu unterstützen.
Lokale Reaktionen und Ausnahmen
Die Diskussion um die Einführung einer solchen Gebühr wurde durch die Unzufriedenheit der Einheimischen angestoßen. Viele von ihnen empfinden die steigende Zahl an Touristen als zunehmend belastend. Die Einführung der Gebühr soll helfen, die Besucherströme besser zu regulieren und die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern.
Ausnahmen von der Gebühr sollen jedoch auch gelten: Lieferanten, Handwerker und Personen, die Bekannte in Zermatt besuchen, wären von der Zahlung ausgenommen. Die Abrechnung der Gebühr soll über eine App erfolgen, um den Prozess so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Ein Trend im Alpenraum?
Zermatt ist nicht der einzige Ort in der Schweiz, der mit solchen Maßnahmen experimentiert. Auch Lauterbrunnen im Berner Oberland plant eine Eintrittsgebühr für Autotouristen, die zwischen 5 und 10 Franken betragen könnte. Diese Maßnahme soll jedoch nicht für Gäste gelten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen oder bereits ein Hotel oder eine Aktivität gebucht haben. Der Zugang wird hier über einen „Talpass“ auf dem Smartphone geregelt, und stichprobenartige Kontrollen sollen die Einhaltung sicherstellen.
Ein weiteres Beispiel ist die Gemeinde Iseltwald am Brienzersee, die im letzten Jahr ein Drehkreuz am Zugang zum Steg installiert hat. Der Zutritt kostet dort 5 Franken, was die Besuchermassen seitdem merklich reduziert hat.
Globale Perspektive: Venedig und darüber hinaus
Das Phänomen der Zugangsbeschränkungen ist nicht nur auf die Schweiz begrenzt. Auch internationale Destinationen wie Venedig haben ähnliche Maßnahmen ergriffen. Dort wurde eine Eintrittsgebühr von 5 Euro pro Tag eingeführt, die im kommenden Jahr auf 10 Euro steigen soll. Diese Gebühren haben der Stadt zusätzliche Einnahmen von fast einer Million Euro pro Tag eingebracht.
Solche Maßnahmen sind Teil eines breiteren Trends, in dem Städte und Gemeinden weltweit versuchen, mit dem Phänomen des Übertourismus umzugehen. In Luzern zum Beispiel hat der SP-Nationalrat David Roth vorgeschlagen, Rollkoffer auf Pflastersteinen zu verbieten, um die Lärmbelästigung für die Einwohner zu reduzieren – eine weniger gravierende, aber dennoch signifikante Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität.
Fazit: Ein umstrittenes, aber notwendiges Werkzeug?
Die Idee einer Eintrittsgebühr für Tagesgäste in Zermatt zeigt, dass viele Tourismusorte weltweit nach kreativen Lösungen suchen, um den Herausforderungen des Massentourismus zu begegnen. Während solche Maßnahmen sicherlich umstritten sind und zu Diskussionen führen werden, könnten sie sich als notwendiges Werkzeug erweisen, um die Balance zwischen touristischem Nutzen und den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung zu wahren.
Ob die 12 Franken Eintrittsgebühr in Zermatt tatsächlich eingeführt wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Debatte um nachhaltigen Tourismus in den Alpen und darüber hinaus weiter an Fahrt gewinnen wird.